Grisha sind Menschen, welche die kleinen Künste praktizieren. Fälschlicherweise wird von vielen häufig behauptet, dass Grisha so etwas wie «Magier» oder «Hexen» seien und dass sie magische Fähigkeiten haben – dies ist jedoch nicht der Fall, denn Grisha können nur jene Materie beeinflussen, heraufbeschwören und nutzen, welche bereits existiert. Sie können nicht Materie aus dem nichts heraus erschaffen. Grisha werden in drei Orden unterteilt: Corporalki, Etherealki sowie Materialki. Die Orden entstanden in Ravka, sind mittlerweile jedoch so weit verbreitet, dass auch Grisha in anderen Ländern ihrem zugehörigen Orden entsprechend bezeichnet werden. Jeder Orden ist danach noch einmal in besondere Spezialisierungen unterteilt. Bei den meisten Grisha zeigen ihre Fähigkeiten sich bereits während der Kindheit.

Gleiches ruft gleiches ist einer der bedeutendsten Grundsätze, um zu erklären, was die Fähigkeiten von Grisha bedeuten und wie jene funktionieren. Die meisten Grisha beschreiben ihre Fähigkeiten als eine Art Erweiterung der natürlichen Welt, weshalb sie ihre Fähigkeiten nicht als Magie bezeichnen, sondern als kleine Künste. Da Grisha so fest mit den Elementen und ihren Fähigkeiten verbunden sind, werden sie schwächer, wenn sie ihre Fähigkeiten über längere Zeit hinweg nicht benutzen. So werden Grisha sogar krank, wenn sie ihre Fähigkeiten nicht benutzen oder jene zu unterdrücken versuchen. Wenn sie jedoch regelmäßig die kleinen Künste praktizieren und ihre Fähigkeiten einsetzen, fühlen sie sich stark. Sogar äußerlich sieht man ihnen an, dass sie gesund sind: ihre Haut strahlt und ihr Haar wird dicker.

Die Bezeichnung Grisha stammt von dem Namen Grigori ab. Der Heilige St. Grigori war ein Grisha, welcher die ersten Corporalki in Ravka trainiert hatte.

Geschichte der Grisha

Grisha gibt es bereits so lange, wie es die Menschheit gibt. Bevor Menschen für Grisha jedoch eine wirkliche Bezeichnung hatten, wurden die Handlungen jener oft mit einem Wunder gleichgestellt: so wurden beispielsweise Sankta Lizabeta und Sankt Juris heilig gesprochen, obgleich heute vermutet wird, dass die beiden ihre Wunder hatten vollbringen können, weil sie Grisha gewesen waren. Während Grisha in Ravka jedoch zu Heiligen wurden und auch in anderen Ländern jene Heilige noch bis heute angebetet werden, wurden sie in anderen Ländern als Gefahr betrachtet. In Fjerda sind Grisha Hexen – Ausgeburten der Hölle, welche seit Jahrhunderten von den Drüskelle, einer militärischen Eliteeinheit, gejagt und nach Fjerda gebracht werden. Dort erwartet sie ein ungerechtes Gerichtsverfahren, an dessen Ende sie getötet werden. In Kerch können Grisha freier leben. In Shu Han werden sie nicht nur als Bedrohung betrachtet, sondern vor allem als Möglichkeit: so werden in Shu Han häufig Experimente mit Grisha geführt.

Doch auch in Ravka gab es eine Zeit, in welcher Grisha verfolgt wurden. Eine Zeit, in welcher die Menschen Angst vor Grisha und ihren Fähigkeiten hatten. Jahrhundertelang wurden Grisha verfolgt. Sie mussten sich verstecken, konnten nirgendwo in Frieden und Sicherheit leben. Bei einer Auseinandersetzung zwischen der Armee des Königs und Aleksander Morozova – welcher sich durch seine Fähigkeiten als Schattenbeschwörer einen Namen als «der Dunkle» gemacht hatte – nutzte er Merzost: er korrumpierte die Balance der natürlichen Elemente, weil er zu viel Dunkelheit heraufzubeschwören versuchte. So entstand vor einigen Jahrhunderten die Schattenflur, welche sich als Schandfleck durch den Vy zog und den Westen vom Rest des Landes trennte. Die Schattenflur war ein riesiger Wall aus Dunkelheit und all jene Menschen und Tiere, welche sich zum Zeitpunkt der Entstehung in dieser Region befunden hatten, wurden zu Monstern: Volcra. Alles andere Leben – Pflanzen, Bäume – und ganze Dörfer und Städte wurden von der Dunkelheit ausgelöscht. Von diesem Moment an war es niemandem mehr möglich, die Schattenflur zu betreten, ohne befürchten zu müssen, von den Volcra angegriffen und getötet zu werden. Der Dunkle ging als Black Heretic in die Annalen der ravkanischen Geschichte ein. Angeblich wurde er selbst bei der Entstehung der Schattenflur getötet, doch das stimmte nicht.

Grisha wurden noch mehr in Ravka gefürchtet. Dies änderte sicherst , als Aleksander Morozova – dieses mal jedoch als General Kirigan, niemand ahnte, wer er wirklich war – dem damaligen König Yevgeni seine Dienste anbot, als Ravka in einem schweren Krieg gegen Shu Han steckte und zu verlieren drohte. So marschierte der Dunkle gemeinsam mit der Armee von Ravka an die Front und beschwor Dunkelheit, welche die Armee aus Shu Han verwirren sollte. Es gelang den Soldaten der ravkanischen Armee, den Feind zurückzudrängen und zu besiegen. Ravka war für den Moment gerettet. Für seine Dienste gegenüber seinem Land verlangte der Dunkle jedoch keinen Reichtum, sondern forderte König Yevgeni auf, den Grisha einen sicheren Hafen zu bieten. Im Gegenzug würde der Dunkle die Grisha trainieren und zu einer Armee ausbilden, welche Ravka in Zukunft bei Konflikten mit Shu Han und Fjerda beschützen würde. Ferner wollte Kirigan, welcher behauptete, ein Nachfahre des Dunklen zu sein, einen Weg finden, um die Schattenflur zu zerstören. Obgleich viele Leute am Hofe des Königs dieses Vorhaben misstrauisch beäugten – denn Grisha galten noch immer als gefährlich – setzte der König den Plan des Dunklen durch. So entstand der Little Palace in der direkten Nachbarschaft zum Grand Palace. Von nun an lebten Grisha dort. Der Little Palace war ein zu Hause und ein Zufluchtsort für alle Grisha, welche bis zu diesem Zeitpunkt verfolgt worden waren. Kirigan erschuf die Second Army, in welcher alle Grisha nach der Beendigung ihrer Ausbildung aufgenommen wurden, um für Ravka zu kämpfen. Zwar ging das Misstrauen gegenüber der Grisha in Ravka noch immer tief, doch sie hatten nun einen Ort, an dem sie sich sicher fühlen konnten. Ein zu Hause. Und im Laufe der Jahrhunderte wurde die Second Army bedeutsamer als die First Army, denn die Grisha-Armee war oftmals der Grund, warum Ravka von den beiden Grenzfeinden Shu Han und Fjerda nicht besiegt wurden. Die Konflikte zwischen Ravka und den beiden anderen Ländern hörten nicht auf: je nachdem, welche Monarchen gerade an der Macht waren, gab es Zeiten der Waffenruhe, doch immer wieder brodelten die Feindschaften der Nationen von Neuem auf. Vor allem Fjerda sah Ravka wegen der Second Army als große Bedrohung. So waren es Grisha, welche oftmals zwischen einer verlorenen und einer siegreichen Schlacht entschieden. Und obgleich auch heute noch viele Ravkaner Grisha mit Misstrauen betrachten, so gibt es auch viele, welche sie als ehrwürdige Soldaten der Armee von Ravka sehen.

Viele Jahrzehnte vergingen: Kirigan täuschte immer wieder seinen eigenen Tod vor, damit man ihm nicht auf die Schliche kommen würde. Er war auf der Suche nach der Sonnenbeschwörerin und fand jene schließlich in Alina Starkov. Doch statt mit ihrer Hilfe die Schattenflur zu beschwören, verfolgte er vollkommen andere Pläne: er wollte die Sonnenkriegerin benutzen, um mit ihren Kräften die Schattenflur kontrollieren und erweitern zu können. Er wollte sie als Waffe nutzen, um die Macht über Ravka zu ergreifen. Die Second Army wurde von Alina übernommen und es gab einen Krieg, bei welchem die Second Army gegen den Dunklen und seine Anhänger kämpften. Es gelang Alina schließlich, die Schattenflur mit Hilfe der drei mythischen Kräftemehrer zu zerstören und Kirigan zu töten. Mit der Zerstörung der Schattenflur begann eine neue Ära für Grisha in Ravka.