Gespielt von Georgie (Sie/ihr) | | |
Wohnort Kein fester Wohnsitz
Gruppe Keine Gruppenzugehörigkeit
Caspian senkte den Blick und starrte in sein Glas. Das Bier schmeckte hier stark, eigentlich kaum trinkbar. Und es war kalt. Bei den Heiligen war es kalt. Caspian war kühlere Temperaturen auf dem Meer durch die Schiffsreisen gewohnt, dies jedoch war eine andere Art von Kälte. Sie kam vom frostigen Boden, vom eisigblauen Himmel, selbst von den Menschen. Die meisten in der Taverne blickten emotionslos und düster drein. Der Wirt schien keine lustige Gesellschaft zu sein. Eine Gruppe von Männern in der Ecke, wohl ein Stammtisch, lachten viel, aber sonst war es eher ruhig in dem Gasthaus. Caspian war froh darum, denn er wollte nicht großartig auffallen. Hier war er nur ein Reisender, der sein Mahl in sich hinein schaufelte, um dann am nächsten Tag weiter zu reisen. Er hatte sich als Händler getarnt und irgendwie kam er damit durch. Angeblich suchte er nach einer Handelspartnerin, die ihn übers Ohr gehauen hatte. Er sah auch nicht so aus, als würde er aus Ravka kommen, was wohl sein Vorteil war. Und welcher Grisha würde freiwillig nach Fjerda reisen? Caspian fiel zwar aufgrund seines Aussehens auf, zog aber sonst keine Aufmerksamkeit auf sich. Er wollte auch nicht lange hier sein, nur so lange wie nötig. Er hatte sich im Dorf nach den Zwillingen umgehört, aber er befürchtete nun nach dem dritten Dorf, dass er in eine Sackgasse gesteuert war.
Unnötigerweise die ravkanische Landesgrenze zu überqueren und sich der Bedrohung der Drüskelle auszusetzen, war auch eine beeindruckend schlechte Leistung.
Er hoffte wirklich, dass er richtig lag, und dass Amara nicht den Drüskellen in die Finger geraten war. Zwar erschien diese Spur eine Sackgasse zu sein, aber mit Sicherheit konnte Caspian nicht sagen, ob es wirklich so war. Er wollte nicht weiterdenken, was es zu bedeuten hätte, und doch konnte er die Sorge diesbezüglich nicht ganz abstreifen. Nein, sie war sicher noch in Ravka. Vielleicht auf dem Weg in den Kleinen Palast. Vielleicht sollte er doch noch einmal dorthin reise. War auf jeden Fall ästhetischer als dieser Holzpalast, gefüllt mit grimmigen Fjerdanern.
Die Tür des Gasthauses öffnete sich und zwei stämmige Männer traten ein. Drüskelle. Caspian konnte nicht sagen, was es genau war, woran er sie erkannte, aber er wusste es irgendwie. Der Wirt grüßte sie, sie grüßten zurück, raue Worte wurden ausgetauscht, die Caspian nicht verstand. Ja, es wurde wahrlich Zeit, dass er hier verschwand. Fjerda war nicht nur dank seiner frostigen Temperaturen ein Land, das zur Flucht verleitete.
Caspian senkte wieder den Blick und schaufelte weiter Eintopf in sich hinein.
Er wusste nicht, wie viel Zeit verging. Wusste nicht, wann es geschah, dass sie sich beide von dem Tresen abwandten und die junge Frau ansteuerten, die auch alleine an einem Tisch saß. Wusste nicht, welche Worte sie sprachen. Harte, harsche Worte, aber alles hörte sich in dieser Sprache irgendwie rau und abgehakt an. Aber der Zivai musste es auch nicht verstehen, um den Ton und die Lautstärke richtig zu deuten. Sie wirkten aggressiv. Und dann packte der eine sie fest am Arm. Caspian sank noch tiefer in seinen Stuhl.
Er starrte über seinen Teller hinweg die hübsche Frau an. Sie wirkte zutiefst verängstigt. Die Furcht in ihren grauen Augen erschütterte Caspian bis in Mark und Bein. Ein dicker Kloß bildete sich in seinem Hals. Er blickte rasch wieder auf sein Essen, aber der Appetit war ihm vergangen. Misch dich nicht ein, misch dich nicht ein,…, sprach er ein innerliches Mantra, versuchte, die Szenerie nicht weiter zu beachten, aber dies war schwer, denn die Drüskelle waren laut und einnehmend. Alle im Gasthaus starrten zu ihnen hinüber.
Nun riss der eine Mann die Frau am Arm, sodass sie aufstand. Der Stuhl fiel hinter ihr krachend auf den Boden.
„Verflucht sei…“, murmelte Caspian. Er würde dies noch bereuen. Er würde dies noch sehr bereuen. Aber er war kein Mann, der sich aus Ungerechtigkeiten fernhielt. Er hatte schon immer gewusst, dass ihm dies irgendwann den Kragen kosten würde, vielleicht war dies heute der Fall.
Er stand auf und ging zu der Gruppe hinüber. Die beiden Männer blickten ihn verwirrt an. Sie sagten etwas zu ihm, aber Caspian verstand es natürlich nicht. Er hob beschwichtigend die Hände. Sie beide zuckten zusammen, auf einmal waren zwei Waffen auf ihn gerichtet. Aber Cas wandte seine Kräfte nicht an – noch nicht. „Ich denke, hier liegt ein Irrtum vor. Lassen Sie die Dame los, sie ist meine Begleitung.“, redete er auf ravkanisch. Sie reagierten nicht. Mist. „Ihr verwechselt sie, sie gehört zu mir?“, versuchte er es auf zemenisch. Immer noch keine erkenntliche Reaktion. Ungebildetes Pack. Er seufzte. Nun sagte die Frau etwas, die beiden Drüskelle, die wirklich nicht die hellsten zu sein schienen, blickten kurz zu ihr und dies war Caspians Moment. Er formte eine Welle aus Wasser und löste damit die Art von Aufmerksamkeit aus, die er sich wirklich hatte ersparen wollen.
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Beziehungsstand ungebunden
Content Warnung: Übelkeit, Erbrechen, körperliche Gewalt
Die hellblauen Augen stets auf die Tür geheftet, schlang Aenna das viel zu trockene Brot herunter. Sie würde keine Zeit verlieren und sich rasch mit dem grausigen Essen versorgen, ehe sie wieder auf ihr Zimmer ging, welches sie für zwei Nächte angemietet hatte. Morgen ging die Reise weiter. Wohin? Das wusste sie selbst noch nicht wirklich.
Viel länger durfte sie nicht an einem Ort verweilen. Zumindest nicht, solange sie noch in Fjerda war.
Aenna konnte nicht sagen, wann sie jemals so erschöpft gewesen war. Sie fühlte sich krank und kraftlos. Obwohl sie den ganzen Tag im Bett verbracht hatte, wollte die Kälte ihren Gliedern nicht entweichen und legte sich bleiern über sie. Viel zu lange war sie in der Eiswüste ihres Landes umher geirrt. Ob sie sich überhaupt noch davon erholen würde? Ob sie die nächsten Tage überleben würde?
Auch das wusste sie nicht.
„Heiß“, zischte sie und ließ den Löffel mitsamt der Linsensuppe wieder sinken, den sie zuvor an ihren Mund geführt hatte. Erschrocken über ihren kurzen Ausruf, ließ sie den Blick schweifen. Sie wollte nicht auffallen. Was jedoch nicht einfach war, da sie offenbar die einzige Frau im Gasthof war, die dazu noch alleine an einem Tisch saß. Die Männer, die sich am fernsten Tisch im Raum niedergelassen hatten, hatten sie allesamt mit ihren Augen verfolgt, als sie die Treppe hinuntergekommen war. Aenna war sich sicher, dass sie einige Obszönitäten vernommen hatte, die ganz sicher ihr gegolten hatten.
Nun sah niemand mehr zu ihr herüber, wie sie erleichtert feststellte. Weder die Gruppe von Männern, noch der Wirt und auch nicht der fahrende Händler, der eindeutig nicht auf Fjerda stammte.
Aenna wandte sich wieder ihrer Suppe zu, pustete und gab sich alle Mühe, dass sie sich daran nicht verbrannte.
Sie hatte nicht einmal die Hälfte geschafft, als die Tür aufschlug. Sofort hob Aenna den Blick.
Was? Nein!
Wie viel Unglück konnte einem Menschen in so kurzer Zeit passieren?
Zwei Männer in langen Pelzmänteln hatten das Gasthaus betreten. Sie wandten sich an den Wirt, orderten zwei Bier und machten einen Witz, über den nur sie selbst lachten. Sie wirkten gelassen. Keiner von ihnen ließ den Blick kreisen und genau das war es, dass sie verriet.
Sie wussten, dass sie hier war. Vielleicht hatte ihr Blick sie schon gestreift, ohne dass sie es bemerkt hätte.
Aenna ließ von ihnen ab. Eine verräterische Furcht lag in ihrem Gesicht. Der Löffel zitterte in ihrer Hand. Sie musste hier weg. Doch was sollte sie tun? Ihre verfluchten Drüsje-Fähigkeiten würden ihr kaum weiterhelfen.
Und wenn sie einfach so tat, als wäre nichts? Sie würde einfach ihre Suppe aufessen und sich dann auf ihr Zimmer begeben. Das war zumindest klüger und versprach mehr Erfolg, als abrupt die Flucht zu ergreifen. Die Männer würden sich ihr ohnehin in den Weg stellen, kaum, dass sie sich erhoben hatte!
Falls sie sich irrte oder falls die Männer, sie nicht verdächtigten, wäre jede auffällige Bewegung unnötig. Sie musste sich verhalten, als wäre sie normal. Wie schwer konnte das schon sein?
Widerwillig schob sie sich den Löffel in den Mund. Sie hatte keinen Hunger mehr. Im Gegenteil - sie war kurz davor, alles wieder zu erbrechen.
Ihr Herz schlug hart gegen ihre Brust, so als wolle es herausbrechen. Beruhige dich, Aenna. Alles wird gut. Sie glaubte selbst nicht daran.
Qualvolle Minuten vergingen, während sich Aenna die Suppe einverleibte und dagegen ankämpfte, alles wieder hoch zu würgen.
„He, drüsje Du hast wohl gedacht, dass wir dich in Ruhe lassen.“ Die Stimme war genauso eisig wie die Nacht. Für einen Augenblick schien ihr Herz zu verstummen und alles andere um sie herum zu verschwimmen. „Ich hoffe, die Suppe schmeckt, denn sie wird das letzte sein, was du die nächste Zeit zu Essen bekommen hast.“
Aenna schloss kurz die Augen und legte den Löffel beiseite. Was hatte sie getan, dass man sie wie eine Aussätzige behandelte? Wie eine Mörderin?
„Sie müssen mich verwechseln.“
Eine Hand schloss sich schmerzhaft um ihren Arm und ließ sie erschrocken aufsehen. Der Mann, der die ganze Zeit gesprochen hatte, zog sie hoch und sie konnte nichts dagegen tun. Ihr Stuhl fiel zu Boden. „Lügen werden euch drüsje schon mit der Muttermilch gegeben, nicht wahr?“ Er verstärkte den Griff und sie konnte nicht anders, als ihren freien Arm hervorschießen zu lassen. Sie wollte sich nicht kampflos ergeben, auch wenn es aussichtslos zu sein schien. „Lasst los!“ Aennas Worte gingen im hämischen Lachen der beiden Männer unter. Dann folgte ein Ohrfeige, die ihr Gesicht zur Seite rucken ließ. „Tig, drüsje.“ Dann: „Was willst du, shimkopper?“ Shimkopper. Pisseimer?
Verwirrt drehte sie den Kopf, doch bevor sie etwas ausmachen konnte, wurde sie unsanft zur Seite gezogen. Sie hörte sie, bevor sie sie sah. Waffen, die aus ihren Verstecken hervorgezogen wurden. Aber sie richteten sich nicht auf sie, sondern auf einen Fremden.
Es war der Händler, der zuvor alleine an einem der Tische gesessen hatte. Er begann in seiner Sprache zu sprechen. Sie verstand kein Wort und die drüskelle ebensowenig. Dabei hatte sie immer gedacht, dass man ihnen alle Sprachen lehrte. „Versteht ihr ihn wirklich nicht?“, kam es ihr unbedacht über die Lippen.
In diesem Moment wandten sich die Hexenjäger zu ihr um und dann geschah alles ganz schnell.
Plötzlich wurden sie von einer Wasserwelle überrollt. Die drüskelle und sie stolperten rückwärts. Obwohl Aenna am Wenigsten abbekommen hatte, befand sie sich noch immer im Griff eines Hexenjägers. Aber nur noch für einen kurzen Moment, ehe er die Finger von ihr löste.
Überrascht sprang Aenna von ihm fort und stieß gegen die Brust des Händlers. Von einem Übel ins nächste? Doch war er nicht für die Wasserwelle zuständig gewesen? War er eine drüsje?
„Helfen Sie mir.“
Doch ehe er antworten konnte, schritt sie weiter. Sie wollte nicht stillstehen. Dafür hatte sie keine Zeit. Egal, ob er ihr half oder nicht. Sie würde nun rennen.
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Caspian hatte von Anfang an gewusst, dass es riskant und gefährlich war, nach Fjerda zu reisen. Dort im Grenzgebiet waren die Drüskelle anzutreffen, Krieger, die Grisha jagten, um sie zu einem mehr als nur ungerechten Scheinprozess im Ice Court zu bringen. Jeder wusste dies im Land, als Grisha wusste man dies ganz besonders, dass man vor diesen Jägern Acht geben musste. Und doch war Caspian das Risiko eingegangen und hatte sogar die Landesgrenzen überschritten, war dort von Dorf zu Dorf gereist und hatte vorgegeben, jemand zu sein, der er nicht war. Alles für die Zwillinge. Natürlich alles. Er kannte sie zwar nicht, hatte im Grunde keinen blassen Schimmer, ob sie überhaupt Interesse für ihren Vater zeigen würden, würde er sie endlich aufspüren, aber Caspian konnte und wollte nichts unversucht lassen. Und so hatte er sich auch in das gefährliche Feindesgebiet begeben.
Dass Fjerda kein sicherer Ort für Grisha war, bewies nun die angespannte Szenerie in dem Gasthaus gar zu offensichtlich. Caspian war froh, nicht im Fokus der muskulösen Drüskelle zu stehen, war froh, dass sie ihn eigentlich übersahen, während er stumm seinen Eintopf in sich hinein schaufelte und versuchte, so unsichtbar wie möglich zu sein. Eine junge Frau in dem Schankraum hatte weniger Glück als er; sie schien ihnen aufzufallen, wohl wurde sie gesucht. Dass sie in einer unglücklichen Lage war und ganz sicher nichts mit den beiden Männern zu tun haben wollte, konnte ein Blinder erkennen. Caspian rang mit sich; eine Stimme in ihm sagte ihm, er sollte weiterhin sein unauffälliges Profil aufrechterhalten und sich bloß nicht einmischen, eine andere, jedoch wesentlich lautere Stimme sagte ihm, dass dies eine Grisha war wie er und sie verdammt viel Hilfe brauchte. Es war verteufelt mit der Hilfsbereitschaft und dem Mitleid. Es wäre aus egoistischen Gründen so viel besser gewesen, wäre Caspian an Ort und Stelle geblieben, aber der Seefahrer war kein Egoist und er wusste, irgendwann würde ihm dies ins Knie schießen.
Nun aber hatte er sich erhoben und sich halb vor die kleine Frau gestellt, schützend und sicher. Mit entschlossenem Blick musterte er die beiden Drüskelle, die von Nahen nun reichlich jung aussahen. Vielleicht hatten sie erst die Ausbildung beendet, die Volljährigkeit gerade erst erreicht. Dies würde auch ihren Mangel am Verständnis für Sprachen erklären. Einer beredete sich nun mit seinem Kumpanen, übersetzte irgendetwas, während sie Waffen zogen. Caspian hatte keinen blassen Schimmer, was sie beredeten, noch, was der blonden Frau hinter ihm über die Lippen gepoltert war, aber ein Wort kannte er: drüsje. Hexe. Sie war wirklich eine Grisha und die beiden Halbstarken wollten sie dingfest machen. Was es auch immer gewesen war, was die nun Leidensgenossin von sich gegeben hatte, es hatte die Aufmerksamkeit der beiden Drüskelle für einen kurzen Moment von Caspian abgelenkt und dieser kurze Moment genügte dem Fluter, um die Hände von der abwehrenden Haltung in eine attackierende zu verwandeln. An der fjerdanischen Landesgrenze gab es nur schmale Bäche, aber das Land barg ein anderes, sehr wertvolles Gut: Schnee. Schnee war im Grunde nur gefrorenes Wasser und eignete sich perfekt für Caspians Zwecke. Mit einer Handbewegung ließ er das angesammelte Wasser durch das Dach des Gasthauses stürzen, mit einem lauten Krachen barsten Holzbalken und eine Welle von eisigem Wasser stürzte auf die beiden Drüskelle, warf sie zurück, ließ sie abgelenkt und schockiert sein, während ein kleiner Tumult im Schankhaus ausbrach. Die Frau stieß gegen Caspian, riss sich los aus dem festen Griff des Drüskelle und landete fast in seinen Armen. Für einen Augenblick lang blickten sie sich nur an, Caspian in ihre hübschen, hellen Augen, die Angst, aber auch Entschlossenheit sprachen. Er wusste nicht, was sie sagte, aber dies war auch nicht wichtig. Sie steckten nun zusammen in dem Schlamassel, der die halbe Einrichtung und die Gäste der Kneipe getränkt hatte. Er nickte ihr zu, dann ließ er den Schnee durch die Decke fallen, bedeckte die beiden Drüskelle (und eventuell auch den einen und anderen unschuldigen Gast) mit der frostigen Masse. Sie hatte sich in der Zeit abgewandt, die Tür des Gasthauses aufgerissen. Kalter Wind schlug ihnen entgegen. Laute Rufe und Schreie verhallten, Menschen drängten umher, aber Caspian beachtete niemanden von ihnen, nur sie, die voran ging, sie, die die Richtung vorgab. Caspian ließ alles stehen und liegen und sprintete ihr hinterher, hinaus aus der Gaststube, hinein in die kühle Nacht. Schnelle Füße trugen ihn die Straße entlang, aber nicht allzu lange, denn er holte die junge Frau ein, tippte ihr auf die Schulter, deutete zum Wald. Wenn sie ungesehen fliehen und verschwinden wollten, mussten sie die typischen Wege verlassen.
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Es krachte über ihnen. Und dann schneite es. Erst einzelne Flocken, daraufhin folgte eine ganze Lawine. Schreie erklangen, von den Gästen, den drüskelle und auch ihr eigener. Noch vor wenigen Momenten hatte sie Löffel voller Suppe in sich hineingeschoben. Nun herrschte Chaos. Aenna rannte. Es war das einzige, was sie tun konnte. Umgefallene Stühle und erschrockene Menschen erschwerten ihr die Flucht. Doch sie schaffte es. Die eisige Kälte empfing sie, noch bevor sie durch die Tür getreten war.
Ihre Füße trugen sie über die verschneite Straße. Lief sie nach Westen? Sie wusste es nicht. Es war auch nicht wichtig. Im Augenblick jedenfalls nicht. Hauptsache sie konnte den drüskelle entkommen. Ihre Schritte waren dumpf im Schnee zu vernehmen, aber es waren nicht nur ihre.
Seine waren zu hören, ehe sie ihn neben sich auftauchen sah.
Sie wandte den Kopf, als er ihr auf die Schulter tippte. „Zum Wald“, fragte sie ihn und erwartete dabei keine Antwort. Er war eine drüsje - wie sie. Auch, wenn sie einen Moment lang zögerte, wusste sie, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als ihm zu trauen. Er hatte sie gerettet, hatte sein eigenes Leben in Gefahr gebracht. Sie würde ihm trauen müssen. Aenna nickte.
Sie rannten Seite an Seite durch die Dunkelheit. Je näher sie dem Wald kamen und sich von dem Gasthaus entfernten, desto weniger konnte sie sehen. Immerhin war bald Vollmond und wies ihnen teilweise den Weg. „Sedjet!“ Beeil dich. Sie hatten die ersten Bäume fast erreicht. Ein Blick über die Schulter verriet ihr, dass die drüskelle die Verfolgung aufgenommen hatten. Verdammt. Schweißperlen rannen ihr über das Gesicht, als sie ihre Geschwindigkeit anzog.
Der Wald empfing sie mit knochigen Armen. Wie sollten sie diese Nacht überleben? „Wir müssen tiefer rein.“ Würden sie es schaffen, den anderen zu entkommen? Und wenn ja, wie würde es weiter gehen? Sie dachte an ihre Habseligkeiten, die sie zurückgelassen hatte. Es war wahrlich nicht viel, doch wären Felle für diese Reise nützlich gewesen.
Es verging einige Zeit. Minuten, eine Stunde vielleicht. Sie wusste nicht wie lange sie durch den Wald irrten - bald nicht mehr rennend, sondern nur noch im schnellen Gang. Ihre Seiten schmerzten, sie keuchte vor Erschöpfung. „Sten! Sten.“ Halt.. „Ich kann nicht mehr.“ Sie blieb stehen und hielt sich die Hände an ihre Brustrippen. „Ich höre sie schon lange nicht mehr. Sie haben hoffentlich aufgegeben.“ Sie hob den Blick und sah dem Fremden an. Sie hatten die ganze Strecke bis hierher geschwiegen. „Ich bin Aenna.“ Sie zeigte mit der rechten Hand auf sich. „Aenna.“ Ob der Mann sie wirklich nicht verstand? Sie jedenfalls kannte nicht einmal ein Wort, um ihn zu danken. Ein wenig unbehaglich war ihr schon zumute, nun, da sie stehen geblieben waren und ihr bewusst wurde, dass sie mit ihm alleine war. Wer war dieser Mann, den sie im Dunkel kaum ausmachen konnte? Und warum hatte er ihr geholfen? „Du bist ein drüsje.“ Ihre Stimme klang höher als sonst. Sie deutete auf ihn. „Drüsje?“
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Er hatte sich bedeckt halten wollen. Nicht auffallen. Nicht in das Bewusstsein bestimmter Drüskelle geraten. Nur dem nachgehen, für was er hergekommen war, und wieder rasch verschwinden. Fjerda war ein ungnädiger Ort, wenn man mit Grisha-Kräften in der Wiege gesegnet worden war. Es war nicht so, dass Caspian den Grisha Zowa dort helfen wollte, jedoch war er auch nur ein Mann und er war bodenständiger und realistischer Natur – und wusste um die Gerüchte um den Ice Court der Fjerda. Er musste seine Kinder finden. Er konnte sich keine unerwünschten Aufmerksamkeiten leisten.
Den Innenraum eines Gasthauses über das Dach zu fluten war jedoch keineswegs eine Aktion, der man das Wort bedeckt zu schreiben würde.
Der Tumult, den er mit einem Male unter den Besuchern der Kneipe losgetreten hatte, war nicht nur in seinem positiven Interesse. Die Frau wartete nicht lange ab, sondern rannte zur Tür, über Stühle, Tische und an Menschen vorbei, hindurch durch die Pfützen, die nun den Dielenboden säumten. Caspian wollte ihr folgen, stolperte dabei jedoch beinahe über eine Reisetasche. Er wusste nicht, ob es die der jungen Frau war, jedoch überlegte er nicht lange, warf sich diese über die Schulter und folgte ihr. Nervöse Blicke warf der Zivai über seine Schultern, als ihn eilige Schritte aus dem Gasthaus trugen, die junge Frau vor ihm, deren Schicksal er soeben vor der Kreuzung mit den Drüskelle bewahrt hatte. Er würde sehen, ob er diesen Schritt zukünftig bereuen musste oder nicht.
Die Luft draußen war eisig kalt. Caspian war noch nie ein Freund der kühleren Länder gewesen und jetzt würde er es auch nicht mehr werden. Eine Atemwolke bildete sich vor seinem Mund, in der Dunkelheit des Abends waren es die wenigen Laternen des Ortes, die das Gesicht der jungen Frau beleuchteten. Unter anderen Umständen hätte er sie hübsch gefunden. Nun aber dachte er nur daran, ihres und sein eigenes Leben zu retten. Er wusste nicht, was sie sagte, aber im Grunde war dies auch unwichtig. Er nickte, winkte mit den Fingern in die entgegengesetzte Richtung zum Gasthaus. “Fort. Hauptsache fort.“, sprach er. Wenn sie den Weg hinaus aus dem Dorf wählen würde, würden sie diesen bald verlassen müssen, konnten sie doch nicht riskieren, aufgefunden zu werden. Auch, wenn sie beide eine andere Sprache sprachen, so schienen sie sich zu verstehen. Sie lief voran, nach rechts, durch eine Gasse hindurch. Caspian sah von Weiten schon die hohen Baumwipfel aufblitzen, die eine vielleicht täuschende, aber auch die einzige Sicherheit versprachen, die sie gerade erhalten konnten. Hastige Schritte brachten sie weiter, immer weiter. Hindurch Gestrüpp, Schnee und Büsche. Der Wald war düster, sie sahen schlecht und doch sorgte Caspian immer wieder dafür, dass er mit seinen Kräften die Spuren im Schnee verwischte, für den Fall, dass sie mit Fackeln die Verfolgung aufgenommen hatten. Zwei Male gelang es ihm nicht, dann musste er einen weiteren Versuch wagen. Er war nicht geübt im Umgang mit Schnee und Eis. Und dann ging es weiter, immer weiter. Caspian verlor das Gefühl für die Zeit, vermutete aber, dass sie schon weitaus über eine Stunde unterwegs waren. Sie hatten schon lange keine Stimmen mehr vernommen, keine gefährlichen, weiteren Schritte gehört und auch keine Feuer und Fackeln gesehen. Und doch wagte es der Fluter nicht, dass sich das verräterische Gefühl von Sicherheit einstellte. Als er die Stimme seiner Gefährtin vernahm, blieb er stehen. Seine Lungen brannten, seine Füße schmerzten. Er atmete laut die Luft aus, trat näher an sie heran, um wenigstens ein wenig die Züge in dem fahlen Mond- und Sternenlicht zu erkennen. Ob die Heiligen ihnen heute Nacht gnädig gewesen waren, als sie ihnen einen fast vollen Mond beschert hatten? Oder war Djel, der Gott der Fjerdaner, doch den verhassten Drüsje gnädiger, als sie alle ahnten?
Caspian atmete noch einmal tief durch, betrachtete die junge Frau und wusste aus ihren Worten nicht viel zu machen. Dass sie eine Pause brauchte oder wollte, erschloss er sich aus ihrem Halt und dem Ton in ihrer Stimme. “Vielleicht können wir eine kurze Pause machen.“, gestand er ein und wusste doch, dass sie sich dies nicht lange erlauben konnten. Aenna. Bis jetzt hatte Caspians Gesichtsausdruck düster gewirkt nun schien er sich kurz aufzuhellen. Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht, jedoch verschwand es so rasch, wie es gekommen war. Er nickte schließlich, deutete auf sich selbst. “Caspian.“, stellte er sich vor. Aenna. Es war ein schöner Name.
Als sie jedoch fragte, ob er eine drüsje war, verzog er das Gesicht. Er nickte, zögerlich, ließ sie nicht aus den Augen. In den braunen Iriden lag ein nachdenklicher, abschätzender Blick. Dann schüttelte er den Kopf. “Grisha. Zowa.“, verbesserte er sie, “mit Drüsje beschimpfen sie euch. Als sei es etwas abnormales.“ Hexe. Nichts an ihm war einer Hexe angemessen. Und Caspian war sich sicher, dass dies bei Aenna auch der Fall war. Er vertraute ihr, schienen sie beide doch im selben Boot zu sitzen; um sie herum nur nicht das endlose Meer, sondern die endlosen Weiten Fjerdas, geprägt von Schnee, Eis und Bäumen. Caspian zögerte einen Moment, dann fiel ihm wieder die Reisetasche um seine Schulter ein. Er ließ sie ein Stück den Arm hinunter rutschen, hielt sie leicht in die Höhe. “Ist das deine?“, fragte er sie, deutete dann zur Untermalung zu ihr, blicke sie fragend an. Es würde eine Herausforderung werden, sich mit ihr zu verständigen. Aber besser, sie waren zu zweit auf der Flucht, als alleine. Der Gedanke war tröstend.
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Aenna war in einer sicheren Welt aufgewachsen. Einer Welt, in der die Menschen aufeinander achteten und Fremde freundlich willkommen geheißen wurden. Lange Zeit hatte Aenna in der Gegenwart von Fremden keine Angst verspürt. Auch nicht, als sie herausgefunden hatte, dass sie eine drüsje war. Mittlerweile war das jedoch anders. Ihr wurde auf schmerzlichste Art verdeutlicht, dass nicht alle Menschen gütig und wohlgesinnt waren. Ganz im Gegenteil sogar. Unter ihnen weilten Verräter, Ignoranten und … Monster. Wie jene aus den Geschichten, die man sich während der kältesten Monate am Feuer erzählte. Es war, als hätte man die Vorlagen für die Ungeheuer aus Menschen geschaffen.
Innerhalb von kurzer Zeit war Aenna vorsichtiger geworden. Ängstlicher noch dazu. So konnte sie selbst nichts dagegen tun, als ihre Füße instinktiv rückwärts schritten, als der dunkelhaarige Mann auf sie zutrat.
Sie hatte nicht einmal darüber nachgedacht.
Es drang nur wenig Licht durch die Baumwipfel, doch reichte das, um einige Feststellungen zu machen. Der Mann war größer als sie – natürlich – und blickt sie mit düsterer Miene an. Er hatte dunkles Haar und eine Haut, die sie bisher nur selten in Fjerda gesehen hatte. Sie konnte nicht sagen, woher er stammte. Auch nicht, nachdem sie ihn schon hatte sprechen hören. Doch eines wusste sie. Er hatte ihr das Leben gerettet und sich selbst damit in Gefahr gebracht.
Sie verstand keines seiner Worte. Sie klangen so ganz anders als alles, was sie bisher gehört hatte. Sein Tonfall war nicht aggressiv, das fiel ihr auf. Eher ungewöhnlich ruhig und etwas atemlos.
Nachdem sie sich vorgestellt hatte, ließ er ein kurzes Lächeln aufblitzen. Es war jedoch so schnell wieder fort wie es gekommen war, doch hatte es ausgereicht, um ihr Herz aus dem Gleichgewicht zu bringen. „Kas… Kaspian“, wiederholte sie das Wort und sprach es etwas härter aus als er es getan hatte. Das war dann wohl sein Name.
Offensichtlich hatte es ihm nicht gefallen, dass sie ihn als drüsje bezeichnet hatte, denn sein Gesicht ging verschiedene Emotionen durch. Innerhalb von wenigen Sekunden nickte er und schüttelte den Kopf, was sie vollauf verwirrte. Wenn er kein drüsje war, was war er dann? „Grisha?“ Irgendwas in ihrem Inneren klingelte. Sie hatte das Wort schon einmal gehört. Nur wo? Sie wünschte, sie könnte ihn verstehen. Doch sie wusste nicht, was er meinte.
Als er eine abrupte Bewegung machte und an etwas zerrte, dass über seiner Schulter hing, verengte sie erst misstrauisch die Augen, um sie kurz darauf aufzureißen. „Meine Tasche!“ Sie konnte es nicht glauben! Er hatte tatsächlich ihre Tasche bei sich. „Aber wie?“ Aenna streckte die Hände aus, um sie entgegen zu nehmen. „Grannam!“ Ich danke dir! Mit ihrer Tasche würde es einfacher werden. Doch sicherlich nicht einfach genug. „Ich habe Felle dabei“, sagte sie aufgeregt und öffnete ihre Tasche, um nachzusehen. Es war alles da. Proviant, Kleidung und Felle. Doch war es genug, um hier draußen zu überleben? Sie blickte wieder zu ihm auf. „Was machen wir jetzt?“ Natürlich würde er sie nicht verstehen. Sie hängte sich die Tasche über ihre Schulter. Das zusätzliche Gewicht war beinahe tröstlich. Dann legte sie die steifen Finger aneinander und rieb sich die Hände. „Kalt“, sagte sie eindringlich und ließ die Augen nicht von ihm ab. „Wir müssen einen Unterschlupf finden.“ Sie hob die rechte Hand über ihren Kopf und gab sich alle Mühe, ihm zu verdeutlichen, dass sie ein Dach über den Kopf brauchten – oder zumindest etwas ähnliches.
Olivier Mesman gefällt dieser Post
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« Nun, da sie den klar ersichtlichen Weg verlassen, das hell erleuchtete Dorf hinter sich gelassen hatten, begrüßte die beiden verlorenen Seelen Finsternis und Stille, wie auch Kälte und schwerwiegende Erkenntnis. »
Nun, da sie den klar ersichtlichen Weg verlassen, das hell erleuchtete Dorf hinter sich gelassen hatten, begrüßte die beiden verlorenen Seelen Finsternis und Stille, wie auch Kälte und schwerwiegende Erkenntnis. Caspians Wunsch, unentdeckt und unauffällig zu verbleiben, war in der krachenden Wasserwelle untergegangen, die das Dach des Gasthauses zum Einsturz gebracht hatte, während Eis und Schnee über die peinigenden Drüskelle gestürzt war. Sicherlich hatte sie dies nur ausgebremst, aber nicht aufgehalten. Um sie effektiv davon abzuhalten, unschuldigen Grisha etwas anzutun, hätte Caspian deutlich mehr erreichen und bewegen müssen und diesen Weg würde er in Feindesland sicherlich nicht beschreiten.
Viel Licht spendete ihnen die Nacht nicht, es waren die vielen Sterne und der volle Mond, der ihnen jedoch die Möglichkeit gab, nicht in absoluter Dunkelheit durch den Wald zu tapsen. Das hübsche Gesicht von Caspians neu gewonnener Reisebegleitung war ihm zugewandt, helle Augen musterten ihn aufmerksam und abschätzend, Unsicherheit und Furcht spiegelte sich darin wider. Er konnte nur erahnen, was es für sie zu bedeuten hatte, eine Fjerda mit Grisha-Fähigkeiten zu sein – was es bedeutete, dass sie auf der Flucht war. Er hatte einen ehrenhaften Dienst geleistet, ihr zu helfen, und doch kam er nicht ganz darum herum, es auch zu bereuen, denn nun war er ebenso ein Flüchtiger wie sie. Es war wohl zu ihrer beider Erleichterung und Hilfe, dass sie von der Grenze nicht zu weit entfernt waren.
Sie sprach seinen Namen zu hart aus, es war ein kehliger Laut, der ihre Lippen verließ, und doch ließ er Caspian kurz lächeln. Es war ein warmherziges Gefühl, das in ihm aufkam und die Kälte um sie beide herum für einen Augenblick vergessen ließ. Als würde sie mit ihren aufmerksamen Augen direkt in sein Herz blicken und es sanft berühren.
Selbst, wenn dieses Reue erfüllte, so hätte er sie niemals zurücklassen können. Es war, als würde er sich verantwortlich für sie fühlen, als müsste er sie beschützen. Als wären sie sich nur kurz begegnet und doch waren ihre Schicksale nun miteinander verbunden.
Grisha kannte sie nicht, ebenso nicht das Wort, das die Leute aus seiner eigenen Heimat verwendeten. Es überraschte den Zivai nicht, war Fjerda in seiner Weltoffenheit doch so weit hinterher, dass es manch Einsiedlervölkchen Konkurrenz machte. Er seufzte leise auf, gab auf und nickte. “Drüsje.“, stimmte er ihr dann zu, deutete auf sich, dann auf sie, “Grisha.“ Dass sie kein Wort ravkanisch oder zemenisch beherrschte, war ebenso wenig verwundernswert und doch erschwerte es die Kommunikation der beiden unglaublich.
Als sie ihn zuerst misstrauisch, dann überrascht und schließlich dankbar anblickte, ließ Caspians Blick weicher werden, ein Mundwinkel hob sich leicht in die Höhe. Er übergab Aenna die Tasche, die sie sogleich durchsuchte und Erleichterung spiegelte sich in ihrer Mimik wider. Er verstand kein Wort, das sie äußerte, und doch konnte er sich ihre letzte Frage denken, die erst an ihn gewandt wurde und schließlich mit suchendem Blick um sie herum gewandt war. Es war die Frage, was jetzt folgen würde. Caspian blickte nachdenklich zurück, die Lippen fest aufeinander gepresst. Er hatte ihre Spuren verwischt und doch wollte er sich sicherlich nicht in falscher Sicherheit wiegen. Die Drüskelle waren sicherlich noch auf der Suche nach ihnen und würden nicht so rasch aufgeben. “Wir sollten vorerst keinen Halt machen. Ich bin mir nicht sicher, ob wir sie vollkommen verloren haben.“, äußerte er sich grübelnd, seine Worte nicht einmal konkret an Aenna gerichtet, sondern an sich selbst. Er deutete in die entgegengesetzte Richtung, aus der sie gekommen waren. “Weiter.“, wies er sie an, deutete Laufen an. Jedoch hatte sie Recht. Es war kalt in der Nacht. Und sie konnten nicht auf ewig laufen. Dies konnten nicht einmal die Drüskelle. Ein Feuer wollte er jedoch nicht machen, zu gefährlich erschien es ihm, dieses zu machen. Man könnte den Rauch entdecken. “Unterschlupf. Hütte.“, stimmte er ihr zu, erwiderte die Geste der Hand über den Kopf, bevor er sich schlussendlich in Bewegung setzte, ihr bedeutend, ihm zu folgen. Einen Augenblick schwieg er, dann sah er zu ihr hinüber. “Nach Ravka?“, fragte er sie, deutete mit zwei Fingern an zu laufen und hoffte, sie würde verstehen, wohin er wollte. Und dass sie ihn begleiten würde. Fjerda schien kein Ort für sie zu sein.
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Beziehungsstand ungebunden
« Der Blick seiner braunen Augen war von Wärme durchzogen. In Fjerda bekam sie diese Farbe selten zu sehen. Meist erwählte Djel hellblaue Nuancen für seine Kinder, oder graue, manchmal auch grüne. Sie waren genauso eisig wie ihre Umgebung - und oft auch Herzen. »
Aufmerksam beobachtete sie Caspian. Er arbeitete mit den verschiedensten Gesten, um ihr seine Worte verständlich zu machen. Und dann endlich glaubte sie, ihn zu verstehen. Grisha ist ein anderes Wort für drüsje. Ihr Gesicht erhellte sich. „Grisha“, stimmte sie mit einem Nicken zu. Ihr Retter besaß zwar Mächte, von denen sie noch nie gehört hatte, doch er war wie sie. Sie konnte gar nicht anders als ihm zu vertrauen. Er hatte sein Leben riskiert, um ihres zu schützen. Sie war ihm alles schuldig.
Der Blick seiner braunen Augen war von Wärme durchzogen. In Fjerda bekam sie diese Farbe selten zu sehen. Meist erwählte Djel hellblaue Nuancen für seine Kinder, oder graue, manchmal auch grüne. Sie waren genauso eisig wie ihre Umgebung - und oft auch Herzen.
Dieser Mann - Caspian - unterschied sich äußerlich völlig von den Einwohnern Fjerdas. Alles an ihm war dunkler, doch keinesfalls bedrohlicher. Er strahlte trotz ihrer Situation eine Ruhe aus, die sie selbst nicht spürte und schaffte es dennoch, ihr wild schlagendes Herz zu besänftigen.
Es war ein Segen, dass er nach ihrer Tasche gegriffen hatte und sie nun die Chance hatten, diese Nacht zu überleben. Wenn diese auch an unzählige Bedingungen geknüpft war, gab es Hoffnung.
Aenna folgte seinem Blick. Es gab keine offensichtlich sichtbaren Spuren im Schnee, die sie verrieten, doch würde dies ausreichen? Drüskelle waren wie Wölfe. Sie fanden ihr Ziel immer - das behaupteten die Menschen in ihrem Dorf jedenfalls.
„Weiter.“ Obwohl sie das Wort nicht kannte, wusste Aenna, was er meinte. Ihre Reise setzte sich fort. Und sie waren sich beide einig, dass sie einen Unterschlupf finden mussten. Die Art wie er dafür ihre Geste nachahmte, entlockte der Gren ein Lächeln. „Hüt..te“, versuchte sie den Begriff zu wiederholen.
Als er Ravka erwähnte und abermals Andeutungen machte, dass sie weitergehen sollten, überkam sie ein Schauer. Das war ihr Plan gewesen. Sie wusste nicht, was sie im feindlichen Land erwarten würde, doch hoffte sie darauf, dass es mehr war als das Schicksal in ihrem eigenen Land. In Fjerda würde sie sterben.
Welche Zukunft Ravka für sie bereits hielt, würde sie noch herausfinden müssen. Vorausgesetzt, dass sie diese Nacht und auch die folgenden überstand.
Aenna nickte, nun wieder mit ernstem Ausdruck im Gesicht. „Ravka.“
Um sich ihre Kräfte einzuteilen, verzichtete Aenna auf Schnelligkeit. Hauptsache sie kamen voran. Der hohe Schnee, die Tasche und der Umstand, dass Caspian ihre Spuren weiter verwischen musste, sorgten sowieso dafür, dass sie nur gemächlich vorankamen.
Doch lange konnten sie nicht in der Kälte bleiben, das wurde ihr mit jedem Schritt, den sie tat, mehr bewusst. Ihre Felle wollte sie jedoch keinesfalls schon auspacken. Wenn sie feucht wurden, würden sie ihnen auch nicht mehr helfen.
Wie groß konnte ihr Glück sein, dass sie eine Hütte fanden? Vielleicht… „Höhle?“ Sie deutete auf die Felsformatierung zu ihrer Linken und sah dann über ihre Schulter. „Wir können eine Höhle suchen. Oder uns eine graben?“ Wie lange sollten sie auch noch gehen? Sie würden erfroren sein, bevor die Drüskelle ihnen nahe gekommen wären. Aber ob ein solcher Unterschlupf ausreichen würde, konnte sie nicht einschätzen.
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« Er sah zu Aenna hinüber. “Gibt es hier Bären? Wilde Tiere?“, fragte er sie und zögerte kurz, richtete sich dann groß mit den Armen auf und stellte mit den Händen Klauen dar, während er – leise – ein Grummeln von sich gab. »
Grisha. Der Hauch eines erleichterten Lächelns zog sich über die sonst gerade eher sorgenvollen Gesichtszüge des Zivai. Anscheinend schien sie sich nicht allzu gut auszukennen. Kein Grisha, der ein Stück weit Stolz und Achtung für sich selbst verspürte, würde sich selbst als drüsje bezeichnen. Es war die beleidigende und abwertende Bezeichnung der Fjerda, die kein Verständnis für das besaßen, was sich über ihren eigenen, schmalen Verstand erstreckte. Caspian vermutete, dass sie noch nicht sonderlich viel Wissen über Grisha im Allgemeinen oder über sich selbst erlangt hatte. Vielleicht war sie bis jetzt unbescholten und versteckt gewesen und war durch irgendeinen Grund an die Oberfläche getrieben worden. Nun war sie auf der Flucht.
Und er mit ihr.
Dies war alles nicht unbedingt beabsichtigt gewesen, denn als entlarvter Grisha in Fjerda lebte es sich sehr unsicher und gefährlich, aber nun würde sich Caspian damit arrangieren müssen. Ein lautloses Seufzen verließ seine Lippen, dann reichte er ihr ihre Tasche, in der Hoffnung, dass er etwas Lebenswichtiges für sie beide mitgenommen hatte. Das Überleben in der eisigen Landschaft Fjerdas war schon an sich eine Herausforderung. Besonders, wenn man wie Caspian wärmere Gefilde gewohnt war. Das Meer war oft stürmisch und unbändig, aber nur selten segelten sie bis in den hohen Norden.
Es war beinahe niedlich, wie Aenna seine Worte nachsprach. Sie klangen hart und abgehackt, wie die Sprache der Fjerda eben war, aber sie schlug sich gut. Caspian lächelte erneut schmal, blickte zu ihr hinüber, ein nachdenklicher Ausdruck lag in den dunklen Augen, dann nickte er. Nach Ravka würden sie also gehen. Dann machte er sich weiter daran, ihre Spuren zu verwischen. Es kostete Cas viel Konzentration und Anstrengung - er war es nicht gewohnt, mit Schnee und Eis zu arbeiten. Und doch spürte er die Wassermoleküle in der weißen und grauen Masse, konnte sie für seine Zwecke verschieben und neu anordnen. Er hoffte, dass sie auf die umliegende Umgebung Acht geben würde, denn er war vollends mit seiner Aufgabe beschäftigt.
Caspian wusste nicht, wie viel Zeit verging. Sie kamen langsamer voran, als er es gewünscht hätte, aber er sah keine andere Möglichkeit. Und doch schien die verstrichene Zeit ihnen beide eine trügerische Sicherheit für den Augenblick zu verleihen. Als sie schließlich nach schier gefühlt langer Zeit wieder das Wort erhob, sah er zu ihr hinüber, folgte ihrem Blick und runzelte die Stirn. Eine Hütte war bis nun nicht in Sicht gewesen. Aber vielleicht fanden sie eine Höhle – hoffentlich ohne einen Höhlenbären. “Höhle.“, sprach er ihr nach und nickte, deutete zu den Felsformatierungen hinüber, die nicht unweit weg von ihnen aus der Erde ragten. Er blickte zurück, sah sich um, jedoch konnte er in der Dunkelheit der Nacht ohnehin nicht viel erkennen. Der Wald lag still um sie herum. Während sie sich den Felsen näherten hielt Caspian Ausschau nach Spuren von Tieren. Er sah zu Aenna hinüber. “Gibt es hier Bären? Wilde Tiere?“, fragte er sie und zögerte kurz, richtete sich dann groß mit den Armen auf und stellte mit den Händen Klauen dar, während er – leise – ein Grummeln von sich gab. Nun. Es musste recht unterhaltsam aussehen, wie er einen Bären imitierte. Kurz zögerte er, sah sie noch immer fragend an, bevor ein leises, trockenes Lachen seine Lippen verließ.
Er blickte sich weiter um, suchte die Felsformatierung ab. Dann schien er einen Spalt auszumachen. “Da. Vielleicht.“, sprach er zu ihr, deutete in die Richtung und bedeutete Aenna ebenso, ihm zu folgen. Caspian wusste nicht, ob es sicher für sie sein würde, ob sie genügend von der Kälte geschützt sein würden, ob sie dies alles lebend überstehen würden.
Aber er würde jede Chance ergreifen, die sich ihnen auftat.
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Beziehungsstand ungebunden
Sie wussten beide, dass sie nicht mehr länger durch die Nacht irren konnten. So blieb dem anderen nichts anderes übrig, als ihr zuzustimmen. Sie würden eine Höhle suchen müssen. Und die Felsformationen, auf die erst sie, dann er, gezeigt hatte, waren vielversprechender als alles, was sie zuvor passiert hatten.
Caspian zögerte kurz, bevor sie ihren Weg fortsetzten, aber nur deshalb, weil er sie zum Lachen bringen wollte. Und das tat sie so überraschend und herzhaft, dass sie sich sogleich die Hand vor den Mund hielt, um sich zu zügeln. Tatsächlich war es nicht wirklich seine Absicht gewesen, doch er hatte dabei selbst lachen müssen, wenn auch viel leiser als sie. Die Art wie er sie fragen wollte, ob es hier gefährliche Tiere gab, war in einer solch stressigen Situation wie jener, in der sie sich befanden, so fehlplatziert gewesen, dass Aenna nicht anders gekonnt hatte, als sich von der inneren Anspannung zu befreien. Sie fühlte sich gleich viel besser, auch, wenn die folgende Antwort auf seine Frage leider nicht ganz so amüsant war wie er es sich vielleicht erhofft hätte.
„Ja, viele. Bären, Wildschweine, Eiswölfe.“ Es gab genügend Gelegenheiten in den Wäldern zu sterben. Und wahrscheinlich waren die wilden Tiere noch ihr geringstes Problem.
Caspian ging voraus. Er hatte etwas gesehen, was sie nicht gesehen hatte, und als sie näher kamen, erkannte sie einen Spalt zwischen den Felsen. Sie würden sich durchschlängeln können - vorausgesetzt, dass es im Verlauf nicht enger wurde. Ob dahinter jedoch eine Höhle auf sie wartete, war eine andere Frage.
„Da passt kein Bär durch“, sagte sie. Immerhin. Doch ein Feuer würden sie auch nicht machen können. Ob er dies überhaupt auch vorgehabt hatte? Die Felle würden nicht ausreichen. Sie würden erfrieren! Wie warm konnte schon in einer feuchten Eishöhle sein?
„Ich weiß nicht“, begann sie ihre Bedanken laut auszusprechen, doch als er weiterging, folgte sie ihm. Sie konnten es sich immer noch anders überlegen.
Die scharfen Kanten des Gesteins kratzten über ihre Kleidung, schabten an ihrem Haar. Dann - nach einigen Momenten des Schweigens - hielten sie an.
Nun befanden sie sich in absoluter Dunkelheit. Sie spürte Caspian vor sich, hörte seinen Atem, der von den Wänden abprallte.
„Und?“ Sie streckte die Arme zur Hälfte aus als sie auch schon den kalten Stein berührte. „Ich habe Felle dabei, aber… reicht das aus?“ In ihrer Stimme lag der pure Zweifel.
Sie war nicht dumm. Sie wusste, dass sie sich an diesen fremden Mann anschmiegen musste, um diese Nacht zu überleben, doch auch hierbei wusste sie nicht, ob dies genug war. Doch, was sollten sie auch sonst machen? Sie war viel zu erschöpft, um sich weiter im Schneegestöber fortzubewegen. Die Kälte - so vertraut sie ihr auch war - würde sie töten, wenn sie noch länger draußen blieben. Es blieb ihnen wohl nichts anderes übrig.
Sie nahm ein paar tiefe Atemzüge. Das Atmen fiel ihr leicht. Sie hatte von Höhlen gehört, die nicht genug Sauerstoff hatten und den Menschen das Leben nahmen. War diese Höhle genauso? So viele Fragen. So viele Sorgen. Aenna hatte noch nie einer solchen Ungewissheit gegenüber gestanden. Sie war nie jemand gewesen, die von Abenteuern geträumt hatte. Sie hatte ihr friedliches und einfaches Dorfleben geliebt.
Sie ging ein paar Schritte voran. Allmählich gewöhnten sich ihre Augen an das Nichtvorhandensein von Licht. Sie stellte ihre Tasche ab und kramte nach den Fellen. „Wir müssen es versuchen“, meinte sie und klang dabei entschlossener als sie sich fühlte. „Hier.“ Sie legte die Felle nebeneinander. „Wir…wir…“ Sie errötete. Alleine der Gedanke daran, sich an ihn zu kuscheln, ließ ihr Herz schneller schlagen. Sie war einem Mann noch nie so nahe gewesen. Doch dieser Abend hielt so einige erste Male für sie bereit. „Wir müssen zusammen schlafen, sonst erfrieren wir.“
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