Erst vor wenigen Monaten hast du den Titel und das Land deines Vaters geerbt. Diese Erbschaft kam für dich vollkommen überraschend, hätte doch eigentlich dein großer Bruder der Erbe deines Vaters sein sollen – jedoch wurden sowohl dein Vater, als auch dein Bruder bei einem Überfall von rebellierenden Bauern, welche wütend über eine Steuererhöhung des Königs waren, welche wieder einmal nur deiner Familie und der Oberschicht zu gute gekommen war, getötet. Es war ein Skandal gewesen. Und dich hatte der Tod deines Vaters und deines Bruders mit einem mal zum Herzog gemacht. Zu beiden hattest du ein sehr schwieriges und kompliziertes Verhältnis gehabt. Ganz zum Ärger deines Vaters hattest du dich für den Karrierepfad eines Soldaten entschieden und statt dir einfach eine hohe Position im ravkanischen Militär von ihm erkaufen zu lassen, hattest du genau so wie jeder andere Soldat der First Army ganz unten anfangen wollen. Im Laufe der Jahre hattest du dich hochgearbeitet – alles, was du geschafft hast, hast du deinen eigenen Mühen zu verdanken. Dein Vater war darüber jedoch so wütend gewesen, dass ihr jahrelang kaum miteinander gesprochen hattet und auch dein Bruder hatte dich sehr verspottet. Ihr hattet nie die Gelegenheit, euch auszusprechen. Nun bist du jedoch der Herzog und anders als viele andere Mitglieder der Aristokratie bist du der Meinung, dass den Menschen aus den unteren Schichten mehr geholfen werden muss. Mit diesen Ansichten scheinst du jedoch allein da zu stehen.
Für diesen Charakter gibt es bereits Anschluss in Form einer jüngeren Schwester: @"Sofiya Solovyev"

Bereits seit vielen Jahren bist du eng mit dem König von Ravka und seiner Familie befreundet. Für ihn warst du stets wie ein jüngerer Bruder, welchen er ins Vertrauen gezogen hatte. Welcher ihm viel bedeutet hatte. Manch einer würde dich wohl als einstige rechte Hand des verstorbenen Königs bezeichnen, denn du hatest stets ein offenes Ohr für ihn und gabst ihm Ratschläge, wann immer er jene gebraucht hatte. Auf deinem großen Land lässt du sogar zu, dass die Fabrikatoren der Second Army neueste Waffen und Erfindungen testen können. Nach außen hin wirkst du wie ein treuer Mann, welcher in den aristokratischen Kreisen einen sehr guten Ruf genießt. Doch in Wahrheit bist du ein intriganter Fadenzieher, welcher so viel Macht wie nur möglich erlangen will. Warum sitzen die Lantsovs überhaupt schon seit so vielen Jahrhunderten auf den Thron? Du fragst dich, ob Ravka nicht bereits Erfolge gegen Shu Han und Fjerda hätte erzielen können, wenn es einen Kurswechsel gegeben hätte – wenn ein anderer König den Thron bestiegen und das Ruder herum gerissen hätte. Ein König, welcher kein Lantsov war. Vielleicht ist diese Haltung mehr als egoistisch und undankbar, denn es war ein Lantsov-König gewesen, welcher deinem Urgroßvater einen Titel und Land verliehen hatte, sodass eure Familie in den Hochadel hatte aufsteigen können. Doch das ist alles schon viele Jahrzehnte her. Dein Plan ist es, den König eines Tages fallen zu lassen und so viele Anhänger um dich zu scharen, dass du ihn stürzen kannst. Doch bis dahin ist es noch ein sehr weiter Weg. Nun, wo Nikolai Lantsov den Thron bestiegen hast, siehst du deine Chance gekommen: noch mag er zwar als Held gefeiert werden, doch du kennst die Gerüchte, dass Nikolai ein Bastard sein soll. Und genau diese Gerüchte sowie das neu wachsende Misstrauen gegen Grisha in der Bevölkerung willst du nutzen, um Nikolai zu stürzen.

Du warst dreizehn Jahre alt gewesen, als deine Eltern bei einer Exkursion in die Schattenflur ums Leben gekommen waren. Obgleich dein Vater als Fürst zwar ein eher vornehmes und zurückhaltendes Leben hätte führen sollen, war er doch ein Abenteurer gewesen, welcher es sich nicht hatte nehmen lassen, die Schattenflur selbst zu bereisen und sich ein Bild von dieser Scheußlichkeit, welche Ravka entzwei teilte, zu machen. Seine Frau hatte ihn begleitet, doch auf dem Sandschiff kam es zur Katastrophe: Volcras griffen an und deine Eltern starben in der Dunkelheit. Du hattest keine Geschwister und warst auf einmal schrecklich allein auf dieser Welt. Du bist als Mündel des Königs von Ravka an den Hof von Os Alta gekommen, wo du von nun an leben solltest. Obgleich deine Familie eng mit den Lantsovs befreundet gewesen war und du auch die Kinder des Königspaares seit deiner eigenen Kindheit kanntest, hatte dich das Heimweh doch von Anfang an gequält und bedrückt. Doch die Geschehnisse im Krieg hatten auch deine Prioritäten verändert und du hattest deine Position als Aristokratin zu schätzen gelernt. Nun, wo Nikolai der König von Ravka ist, willst du nicht mehr nur eine Bewohnerin des Grand Palace sein: du willst den verlorenen Titel deines Vaters für dich selbst nutzen und dabei helfen, Veränderung in Ravka zu sorgen. Du willst deinem König und den beiden Armeen helfen, gerade jetzt, wo das Misstrauen gegen die Grisha nach den Geschehnissen bei der Krönung und dem Auftauchen neuer Schattenbeschwörer und Sonnenbeschwörer wieder zu wachsen scheint. Doch Frauen werden in Ravka nicht oft die Träger eines Titels, weshalb du dich gegen viel Gegenwind durchsetzen musst.

Als dein Vater vor vielen Jahren deine Mutter geheiratet hatte, war durch einige Teile der aristokratischen Kreise ein geradezu schockiertes Raunen gegangen, denn dein Vater hatte eine Suli geheiratet. Zwar hatten viele seiner aristokratischen Freunde gescherzt, dass er schon das eine oder andere Geschäft mit einem Suli gemacht habe oder eine Suli unter seinen Angestellten habe, doch eine Suli heiraten – das war für viele Adlige etwas absolut Unglaubliches gewesen. Dein Vater hatte jedoch zu seiner Entscheidung gestanden, denn er hatte deine Mutter über alles geliebt. Einige Jahre später bekamen sie dich, ihre wundervolle, kleine Tochter, welche sie über alles liebten. Anders als viele andere Suli-Kinder, welche in Armut und als Teil des fahrenden Volkes aufgewachsen sind, bist du in Reichtum und Luxus aufgewachsen. Du hattest Hungersnot niemals erfahren müssen. Doch du hast etwas anderes erfahren müssen, was wohl viele Suli im Laufe ihres Lebens erfahren: Ignoranz. Während ein Teil der aristokratischen Gesellschaft, in welcher deine Familie sich bewegte, deine Mutter und dich offen empfing, so gab es auch mehr als genügend «Freunde» deines Vaters, welche gar keine echten Freunde waren, denn sie redeten über deine Mutter und über dich. Sie ließen ihre Kinder nicht mit dir spielen und behandelten dich nicht mit Respekt. Alles nur, weil du eine Halb-Suli warst. Bereits seit Jahren fühlst du dich im Adel nicht mehr wohl – so sehr deine Eltern sich auch bemühten, so war diese Welt nicht dein zu Hause. Immer, wenn du die Suli-Schausteller siehst, wecher oft durch Os Alta reisen, bist du fasziniert und fühlst dich zu ihnen hingezogen. Du bist ein kleiner Wildfang – lieber würdest du kämpfen oder auf dem Seil tanzen. Doch das alles ist für dich nicht möglich. So scheint es zumindest.

Du bist der einzige Sohn, welcher dein Vater – ein Herzog – jemals gezeugt hatte und obgleich dies in den meisten Fällen gar nicht so schlimm wäre, so ist es in deinem Fall wohl problematisch, denn du bist ein Bastard. Du bist ein unehelicher Sohn, welcher dein Vater – der nach dem Tod seiner Ehefrau stets unverheiratet gewesen war – während einer Affäre gezeugt hatte. Während es keine Seltenheit ist, dass mächtige und reiche Männer Bastarde zeugen, so war deine Geburt dennoch ein Skandal in den aristokratischen Kreisen, denn du bist der Sohn einer Shu. Man kann sich vorstellen, dass du in den Kreisen deines Vaters nie besonders beliebt gewesen warst, obgleich dein Vater dich nicht nur anerkannt hatte, sondern dich auch bei sich aufgenommen hatte. Du bist in seinen Kreisen, in seiner Welt aufgewachsen, doch du warst nie wirklich ein Teil jener gewesen, denn die meisten hatten immer nur das Feindbild – einen Shu – in dir gesehen. Als du älter wurdest, hast du viele Reisen unternommen. Du wolltest die Welt außerhalb von Ravka kennenlernen. Sogar in Shu Han warst du gewesen, wo du eine Audienz bei den Taban bekommen hattest. Nun, wo du wieder in Ravka bist, wird viel über dich geredet. Wenn man dir zuvor bereits nicht getraut hat, dann traut man dir nun noch weniger. Dein Vater jedoch traut dir und ist stolz auf seinen Sohn. Doch könnte es sein, dass du ein Verräter bist?

Als dein Ehemann vor einigen Monaten einer schweren Krankheit erlag, warst du nicht nur vor Trauer am Boden zerstört, sondern wurdest auch von Existenzängsten geplagt. Schon vor einiger Zeit hatte dein Mann es nicht mehr geschafft, seine Schulden noch begleichen zu können und du weißt, dass es ohne ihn nicht lange dauern wird, bis du deinen luxuriösen Lebensstil wirst aufgeben müssen. Und bis die anderen Aristokraten merken werden, dass dein Leben während der letzten paar Jahre nur ein Schein gewesen war, weil dein Ehemann in Wahrheit bereits kurz vor dem Bankrott gestanden hatte. Du hast jedoch nie ein anderes Leben als dieses gekannt. Was für eine Witzfigur würdest du sein, wenn du auf einmal eine mittellose Arbeiterin sein müsstest? Du weißt, dass du das nicht schaffen würdest. Nun versuchst du, so rasch wie möglich einen neuen Ehemann zu finden. Einen Erben für das Land deines Mannes gibt es nicht, denn nach vielen Fehlgeburten war eure Ehe stets kinderlos geblieben. Ihr hattet einander geliebt, doch der viele Kummer, den ihr hattet erleiden müssen, hatte deinen Ehemann in die Spiel- und die Trunksucht getrieben, während du versucht hattest, dir alles schön zu reden und die Augen vor der Wahrheit zu verschließen. Nun musst du zum ersten mal um dein eigenes Überleben kämpfen: und dafür ist dir fast jedes Mittel recht. Du würdest alles tun, um den Schein der perfekten Frau aufrecht erhalten zu können – also bist du nun auf der Jagd nach einem neuen Ehemann und neuem Reichtum.

Wenn es nach dir ginge, dann wäre die Second Army schon vor langer Zeit abgeschafft worden. Du traust den Grisha nicht einmal ansatzweise über den Weg und hasst sie beinahe genau so sehr, wie die Fjerdaner sie hassen. Dies hat jedoch auch einen Grund: während einer Reise vor einigen Jahren, welche du gemeinsam mit deiner Ehefrau angetreten hattest, ward ihr von einer Leibgarde der Second Army begleitet worden. Es war zu einem Übergriff der drüskelle gekommen. In dem Kampf war deine Frau getötet worden – sie war ein Kollateralschaden gewesen, doch das machte ihren Verlust nicht weniger schlimm. Ein drüskelle hatte sie aus der Kutsche gezerrt und den Grisha gedroht, dass er sie als Schutzschild nutzen würde, wenn sie nicht kooperieren würden. Ein Stürmer hatte versucht, dem drüskelle deine Frau mit einem Windstoß zu entreißen, war jedoch nicht vorsichtig genug gewesen – sie war tödlich verletzt worden. Seit diesem schrecklichen Verlust hasst du die Grisha. Vor allem die Second Army. Sie hatte dich beschützen sollen, hatte jedoch kläglich versagt. Wie soll die Second Army dann Ravka schützen können, ohne, dass es immer wieder zu solchen Kollateralschäden kommt? In deiner Trauer und deiner grenzenlosen, blinden Wut ist für dich unbedeutend, wie viel Gutes die Second Army schon für Ravka getan hat. Aus deinem Unmut über die Grisha machst du kein Geheimnis, was dich in den aristokratischen Kreisen und bei den Lantsovs nicht besonders beliebt gemacht hat. Doch du hältst an deinen Überzeugungen fest.