"Dieser Mistkerl hat mich an der Seite erwischt.", meine ich dann, während ich es mir auf der Liege im Krankenlager breit mache. Schaue zu Elisa, die ja als Heilerin dafür wie geschaffen ist. Auch wenn sie noch nicht so lange bei der Army ist, genau wie ich eben. Aber wir sind quasi zur gleichen Zeit nach Os Alta gekommen, als wir noch jung und klein waren. Mittlerweile sind wir beide neunzehn Jahre alt und haben so einiges dazu lernen können. Auch wenn unsere Fähigkeiten noch nicht perfektioniert sind. Jedenfalls habe ich einen großen Schnitt durch ein Schwert an der Seite erlitten, es läuft ein wenig Blut aus der Wunde und ist nicht sonderlich schön anzusehen. Zum Glück habe ich ihn danach mit meinen Kräften zu den Sternen geschickt, damit er sowas nicht nochmal macht. Das lasse ich ganz sicher nicht auf mir sitzen. Jedenfalls weiß ich mittlerweile wie ich das Herz von anderen stehen lassen kann, auch wenn es wirklich viel Konzentration benötigt.
"Meinst du du kriegst das hin?", schaue sie ernst an und bin mir unsicher. Notfalls würde ich einen anderen Heiler darum bitten, falls sie sich nicht stark genug dafür fühlt. Und das wäre völlig okay. Ich weiß, dass wir beide gerade erst lernen. Aber dieser Fjerdaner hatte es nicht anders verdient. Ich will wieder zurück nach Ravka, und nicht hier wo es so unglaublich kalt ist, obwohl wir Sommer haben. Trotzdem denke ich nicht, dass wir so schnell wieder zurückkehren werden, auch wenn ich es mir natürlich erhoffe.

Ich habe keine Ahnung, wie oft ich inzwischen das Heilen gelernt habe, passte stets auf, wenn mir jemand etwas darüber erklärte. Schon früh wollte ich lesen und schreiben lernen, man könnte sagen, die kleine Streberin in mir, zeigte sich sehr früh. Und wäre ich nicht von zu Hause weggegangen, dann wäre ich da in der Schule definitiv die Streberin gewesen. Wissen verleiht einem Macht, es gibt dir die Information, was für Schwächen die Feinde haben, worauf man bei ihnen achten muss oder wie man sich selber verbessern kann.
In Kämpfen zähle ich jetzt nicht zu den Besten, fürchte mich etwas davor, dafür gibt es ja zum Glück andere Grishas oder Kriege. Ich bin ja auch nur dazu da, die Wunden von ihnen zu heilen, da war e mir wichtiger lieber meine Gabe zu trainieren. "Warst wohl zu langsam.", versuche darüber zu scherzen. Levin ist ja zum Glück nicht schwer verletzt, er wird es überleben, nicht zuletzt durch mich. Will aber auch versuchen, locker zu sein und mir nichts anmerken zu lassen, dass durch ihn mein Herz schneller klopft. Irgendwie hat er etwas an sich, es fiel mir schon auf, als ich ihn zum ersten Mal gesehen haben. "Keine Sorge, ich kriege es hin. Ist ja zum Glück keine komplizierte Wunde." Kriege solche Wunden, sowie Konchenbrüche (wenn der Knochen nicht in tausend Stücken zertrümmert ist) gut hin. Schaue mir die Wunde an, eher ich mit der Heilung anfangen. Zwar habe ich schon während es Trainings solche Wunden gesehen, aber außerhalb ist es irgendwie was anderes. Jetzt fängt der Ernst des Lebens an, auf dem Kampffeld, kann jeder Treffer den Tod bedeutet. Dies nahm, man während des Trainings gar nicht so wahr. Da wollte auch niemand einen töten. "hast du deinen Gegner. Na ja erwischt?" Mag das Wort getötet, irgendwie nicht wirklich aussprechen.

"Vielleicht war der andere einfach zu schnell.", schaue sie ein wenig schmollend an, weil ich das eigentlich absolut nicht ausstehen kann, wenn mich Jemand aussticht. Das hasse ich wie die Pest, kann es nur immer wieder wiederholen, was ich davon halte. Als ihr Blick auf meiner Wunde liegt und sie meint, dass es kein Problem ist, atme ich erleichtert aus. "Da bin ich froh.", sage ich ihr dann. Frage mich manchmal was sie von mir hält. Vor allem wenn sie solche Dinge sagt, wie ich wäre zu langsam, aber das lasse ich nicht auf mir sitzen. Vermutlich hat sie ein wenig Spaß dran mich ein wenig zu provozieren, kenne es ja auch gar nicht anders von ihr. Dass ich bei ihr Herzklopfen verursache, das kriege ich nichtmal mit, dabei bin ich Entherzer und spezialisiert auf Herzen. Aber naja, ich bin vielleicht zu dumm oder zu blind.

Als sie dann darauf eingeht, ob ich den Gegner erwischt habe schaue ich sie kurz ernst an. Anscheinend will sie nicht aussprechen, dass ich ihn umgebracht habe, wer kann es ihr auch verübeln? "Ja, hab' ihn zu den Sternen geschickt.", wenn wir schon Metaphern dafür nutzen, dann richtig. Macht mir schon beinahe ein wenig zu viel Spaß so zu sprechen. Aber während sie mich heilt, fühlt sich die Wunde warm und angenehm an. Als könnte ich genau alles spüren, was sie mit mir macht.

Ich versuche mir ein Grinsen zu verkneifen, als Levin es irgendwie zugibt, dass sein Gegen eventuell schneller war als er. Ich kenne ihn inzwischen in der Hinsicht ganz gut, dass er sowas nur ungern zugibt. Mich würde es wahrscheinlich auch nerven, wenn jemand besser ist als ich selber im Kampf und dann auch noch ein Gegner. Ich selber kann noch nicht alles heilen, da würde es mich nerven, wenn ein andere Heiler, der nicht auf unserer Seite ist, das könnte. Da die Kämpfer somit wieder einsatzbereit wären. "Im Endeffekt warst du am Ende dann doch schneller, als er selber." lächle ihn dabei aufmuntern an.
Ist immer ein dummes Gefühl, wenn er oder andere enge Freunde von mir in den Kamp ziehen. Klar haben sie durch ihre Kräfte oft einen Vorteil, trotzdem kann man nie mit Sicherheit sagen, dass auch alle lebend zurückkehren. Ich bin immer erleichtert, sobald alle lebendig vom Kampf zurückkommen. Irgendwann wird der Tag kommen, an dem dies jemand nicht gut, dies ist mir durchaus bewusst, ich hoffe sehr darauf, dass es noch dauern wird und Levin nicht es sein wird. Konzentriere mich lieber auf das Heilen, lenkt gut von den Gedanken ab. "So fertig." kam es kurz darauf von mir,"Muss du direkt zurück zum Kampffeld?"

"Das sehe ich mal als Kompliment.", sage ich ihr dann. Ja, ich gebe ungerne zu, dass Jemand schneller oder besser ist als ich. Das sind alles Dinge, die kann ich absolut nicht leiden. Aber trotzdem, vor allem vor Elisa will ich keine Schwäche zeigen. Aber durch die Verletzung ist mir im Endeffekt keine andere Wahl geblieben, als ihr ein wenig davon zu zeigen, auch wenn es unangenehm ist. Aber sie kennt mich, wir kennen uns schon ein paar Jahre, immerhin sind wir beide in jungen Jahren in den Little Palace gekommen. Und wir sind beides Corporalki, haben die gleiche Uniform. Auch wenn durch Nikolai die üblichen Farben abgeschafft wurden, aber trotzdem kann man uns noch unterscheiden.
"Danke.", sage ich ihr dann, als sie fertig ist. Und dann stellt sie mir eine wichtige Frage, ich lächle sie kurz an. "Ich glaube ich muss mich noch was ausruhen." Außerdem mag er ihre Gesellschaft sehr und würde diese gerne noch etwas auskosten wollen, auch wenn sie es vielleicht gar nicht will. Aber es würde ihn nicht wundern, wenn sie bald wieder beschäftigt wäre mit anderen Wunden. Auch Heiler haben selten mal ihre Ruhe. Kann es also verstehen, wenn sie anderen helfen will. Aber im Moment ist es noch ruhig und leer hier.

Manchmal habe ich das Gefühl, es stört den Männern sehr, wenn ihr Gegner stärker, schneller oder einfach besser war als er selber. Es muss irgendwie an ihr Ergo kratzen, was ich nie ganz nachvollziehen kann. Wahrscheinlich werde ich die Männer nie verstehen und dabei sagen sie, wir Frauen wären verwirrend. "Haha ja, kann man auch so dann sehen." Im Endeffekt war Levin ja irgendwie am Ende doch schneller. Zum Glück, sonst würde er jetzt hier nicht lebendig vor mir sein.
Ich hoffe, es dauert noch lange, bis einer während meiner Behandlung stirbt. Manchmal gibt es Wunden, de können wir Heiler nicht mehr heilen, weil sie zu schlimm sind oder schon zu spät dafür ist. Es gibt Verletzungen, da ist eine erste Hilfe dringend und wenn die nicht direkt gemacht wird, dann kann es sein, dass wir die nicht mehr heilen können und der Mensch daran stirbt. Auch wenn e mein Job ist, hoffe ich sehr so jemand nicht zu bekommen. Fühle mich für sowas noch nicht bereit, obwohl ich alle Übungen und Tests sehr gut vollbracht habe.
Dann bleib hier und ich ähm passe lieber zur Sicherheit noch auf dich auf." Natürlich muss Levin nicht unter Beobachtung stehen, doch es ist ein guter Einwand, bei ihm zu bleiben. Im Moment sind auch alle Verwunden versorgt und es ist ruhig hier im Lazarett. Da stört es niemanden, wenn ich eine kleine Pause mache.

Mir ist es natürlich bewusst, dass Männer bei Kämpfen immer schneller und besser sein wollen. Wir wollen eben überzeugen, und unseren Gegner überlegen sein. Wir wollen besser sein. Und das ist nicht immer so einfach, wenn ich ehrlich sein soll. Der Kampf für die Menschen, die uns wichtig sind, wird immer weitergehen, vor allem wenn wir im feindlichen Gebiet sind. Aber Fjerda, diese Menschen sind einfach nicht das, was ich als meine Fans bezeichnen würde. Denn sie hassen Menschen wie uns, Grishas. Und ich hasse sie dafür, dass sie manche von uns einfach so abschlachten, als könnten sie das immer tun, als wäre es eine Art Hobby. Aber ich weiß ganz genau, dass es das nicht ist. Es ist ihr Glaube, wenn es nach mir geht, ist es eher ein Irrglaube. Aber das können sie ja nicht so wirklich wissen.

"Wenn du noch was bei mir bleiben kannst und niemand sonst versorgen musst, wäre ich dir dankbar, wenn du hier bleibst.", sage ich ihr und möchte damit ausdrücken, dass ich ihre Gesellschaft sehr schätze. Das tue ich immer. Ich weiß, dass es Wunden gibt, die Heiler nicht heilen können und, dass es manchmal zu spät ist. Ich habe Glück gehabt. Aber gleichzeitig bin ich auch neugierig, wie es den anderen ergangen ist, ob es jemanden gibt, der es nicht geschafft hat. Ich habe nicht auf alles geachtet, habe mitbekommen wie andere verletzt wurden, aber ich weiß nicht wie schwer, weil ich auf meinen eigenen Kampf konzentriert gewesen bin.

Jedes Mal wen Levin in den Kampf geht, habe ich Angst, dass er nicht mehr lebendig daraus kommt. Mag es mir nicht mal vorstellen, dass der Fall eintreffen kann. Obwohl wir nur Freunde sind, wüsste ich nicht, was ich ohne ihn tun soll. Ist verrückt, vorher haben mich Jungs nie interessiert, bis er in mein Leben auftaucht. In Geschichten sprich man von Liebe auf den ersten Blick, aber an sowas glaube ich eigentlich nicht. Auch nicht das es den Menschen gibt, mit der man für immer zusammen gehört. Es gibt Menschen zu denen hat man eine besondere Bindung, bei mir ist es Levin. Vielleicht irre ich mich da auch einfach nur und es hat eine andere Bedeutung. Will nichts kaputt machen, bevor ich ihn ganz verliere, will ich ihn lieber als nur einen Freund behalten.

"Ja, ich kann noch bleiben. Es scheinen alle versorgt zu sein und gibt sonst noch genug andere Heiler, die nichts zu tun haben." Da ich bei Levin sitze, wird, wenn auch erstmal jemand anders zum heilen geschickt. Kann dann immer noch lügen, dass ich ihn zur Sicherheit beobachte. Außer natürlich es kommt plötzlich eine große Menge an verletzten, dann muss ich ihn fürs Erste leider verlassen. "Wollen wir später zusammen was essen gehen?" Muss bei der Frage kurz schmunzeln, klingt fast nach einem Date, aber habe ja das Wort Date nicht erwähnt. Freunde gehen auch zusammen essen und wir saßen ja schon öfters nur zu zwei an einem Tisch beim Essen.

Die Tatsache, dass es jeden Tag vorbei sein könnte, das ist mir bewusst, ich weiß es. Und ich weiß auch, dass Elisa sich Sorgen um mich macht, vor allem da wir eigentlich ganz gut befreundet sind. Ich würde nicht sagen, dass da mehr läuft als das. Denn ich denke nicht, dass das möglich ist, wenn man in der Army ist. Vor allem sind zwar Liebesbeziehungen nicht selten, aber ich würde mich komisch fühlen. Ich wüsste nicht wie ich mich in ihrer Gegenwart verhalten müsste. Außerdem hat sie keine Anzeichen davon gezeigt, dass sie mehr für mich empfinden würde. Denn auch wenn wir uns nahe stehen, bedeutet das noch lange nicht, dass auch Gefühle im Spiel sind. Liebe auf den ersten Blick gibt es sicher, aber das ist bei uns nicht der Fall.

"Danke, dass du bleibst.", kommt mir dann mit einem weiteren Lächeln über die Lippen als ich sie direkt anschaue und bin froh, dass sie da ist und auch nicht einfach so weggeht. Mit Sicherheit gibt es genügend, die mich einfach im Stich gelassen hätten. Aber auf Elisa ist immer Verlass. Und ansonsten kann sie ja immer noch sagen, dass sie nach mir geschaut hat und auf mich aufgepasst hat. Es gibt immer eine Notlüge, die zu der Situation passt. "Können wir gerne machen." Sehe in der Einladung keine versteckte Botschaft wie ein Date oder sowas in der Richtung. Für mich ist es nämlich normal mit ihr was zu essen.