Ayenri weiß, wie sich Freiheit anfühlt: Sie ist die eisige Seeluft, die beim Atmen in ihrer Lunge brennt. Sie ist das kühle Metall einer Schwertklinge an ihrer Wange, der warme Geruch von Schießpulver in ihrer Nase, und ihr Finger am Abzug. Sie ist all das, wonach sie sich mit jeder Faser ihres Körpers sehnt.
Sie fühlt sich nicht wohl, in riesigen Sälen oder auf prunkvollen Banketten, gefangen in endlosen Gesprächen mit Ministern und Generälen; über ihre Absichten zu heiraten, über belanglose Gerüchte bei Hofe, über dieses und jenes. Sie hasst die Kriegsanstrengungen der Königin, die politischen Intrigen und kalkulierten Schachzüge im Kampf um eine Krone, die sie und ihre Schwestern von innen heraus zerfrisst wie ein hungriger sheyao.
Sie ist eine Kriegerin, keine Prinzessin. Niemals eine Prinzessin. Sechstgeboren, das letzte Kind ihrer Mutter, und die Fünfte in der Thronfolge. Shu Han kann mich missen, steht in dem Brief, den sie ihrer Tavgharad hinterlässt, bevor sie ihren Namen ablegt und sich als Tao am Hafen von Bhez Ju Sturmhond’s Crew anschließt.
Heute verbringt Ayenri ihre Tage an Bord der Volkvolny auf der Jagd nach Sklavenhändlern. Sie scheut nicht vor der harten Arbeit, oder den Gefahren auf offener See; und nur manchmal, in einsamen Nächten, vermisst sie das Leben, das sie zurückgelassen hat…