Ein Vogel in einem silbernen Käfig. Ein Wesen, das zum Fliegen gemacht wurde, dem jedoch wenigstens nur metaphorisch die Flügel gestutzt wurden. Ein gläserner Verstand, so fragil übersät mit feinen Rissen, der ihr die Erinnerung und den Wunsch daran verschleiert hat, wie das Fliegen überhaupt sein mag. Min kennt kaum mehr etwas anderes als die Gefangenschaft und die Zugehörigkeit zu einem System, das sie inhaliert zu haben scheint. Teil eines Ganzen, dem sie nicht entrinnen kann und doch hat sie nicht ganz vergessen, wer sie ist, hat sie nicht ganz das eigene Selbst verloren. Jahrelang arbeitete Min als Alkemi in der Forschung der Regierung unter den Taban, half, Grisha besser zu verstehen, aber auch, um die Waffenherstellung von Shu Han voranzubringen. Bis zu jenem Zeitpunkt, als der Drang nach Freiheit und Erlösung unaushaltbar schien, bis sie eine unsichtbare Grenze überschritt und ihren eigenen Niedergang besiegelte. In das Ironheart-Programm wurde sie überführt, deren Experimente sie nun unterliegt. Wochen der Folter formen Min nach und nach zu einer Khergud, geschaffen, um Shu Han zu dienen, gemacht, um zu kämpfen. Min weiß, dass sie während dieser Zeit einiges verloren hat, was sie einmal ausgemacht hat. Erinnerungen, Wesenszüge, Ideen und Gedanken. Aber es ist nicht alles fort. Manche Erinnerungen haben Min geholfen, den Verstand zu behalten, um nicht so auseinander zu brechen wie ihre Knochen so oft gebrochen worden sind. Es ist die Erinnerung an die angeblich verstorbene Schwester Tora, die ihr Kraft gibt; genauso, wie auch an die verlorene Freundin Chiharu, bei der sie hofft, sie irgendwann wiedersehen zu können und es doch gleichzeitig nicht möchte, damit diese nicht sieht, was aus ihr geworden ist.